Einladung zum 20. Treffen von Phileuropa am 22.1.2019

Liebe Philosophiefreundinnen und -freunde,

hiermit lade ich Euch zum 20. Treffen unserer Phileuropa ‚Diskussionsgruppe‘ ein. Wir werden uns am Dienstag den 22. Januar treffen. Hier folgt das Programm.

Dienstag, den 22.1.2019
Raum C14.203, ab 19:30 Uhr

Voraussichtliches Referat:

19.45-20.45 Uhr

LARA ERICHSEN BARGALLÒ

Monismus im künstlerischen Schaffensprozess
(Lara singt und spielt Gitarre, sie wird uns auch eine kleine
musikalische Unterhaltung schenken)

20.45-21.00: Pause

21.00-21.45

NILS BASSEN

 Ist das System „Kapitalismus“ im Sinne der philosophischen Wahrheit der richtige Weg oder bedingt es eine Abkehr dieses Systems
hinzu einem „kreativen Sozialismus“?

21.45-22.00: Planung der nächsten Sitzung und Abschied

Bis zum kommenden Dienstag!

(Dr. Marco de Angelis)

 

Protokoll der 19. Sitzung von Phileuropa am 15.1.2019

Die 19. Sitzung unserer Gruppe am 15.1.19 war besonders intensiv. Wir hatten das Referat von Sonja Wernicke, die sich in ihren Hausarbeiten mit den Jugendschriften Hegels und den verschiedenen philosophischen Einflüssen, die auf ihn wirkten, beschäftigt hat. Marco de Angelis begleitete beim Referat Sonja, da es sich um sehr spezielle Themen handelt, worüber in den letzten Jahrzehnten eine rege historische Forschung gegeben hat. Dazu kommt eine persönliche Erinnerung, da sich Marco schon als junger Student damit beschäftigte, sowohl sein Magisterarbeit als auch seine Doktorarbeit hatten genau den jungen Hegel als Gegenstand.

Zu Beginn der Sitzung erklärt Marco eben den wissenschaftlichen Grund, der die Grundlage der Erforschung der Jugendschriften eines Philosophen bildet. Jeder Philosoph entwickelt seine Philosophie und natürlich seine eigene Begriffe und die entsprechende Sprache allmählich, Jahr nach Jahr, in einem Prozess der oft Jahrzehnte dauert (bei Hegel z.B. 20-30 Jahre). Wenn wir seine reifen Werke in den Händen nehmen, merken wir gleich, dass uns seine Sprache und seine Begriffe fremd sind. Wie können wir diese Hürde überspringen und die menschliche Bedeutung verstehen, die hinter einer oft abstrakten und akademischen Sprache verborgen sind? Dazu hilft nur die Rekonstruktion der Entstehung dieser Sprache und dieser Begrifflichkeit, also der Jugendentwicklung des Philosophen. Aus diesem Grund widmete Marco seine ‚Jugendjahre‘ der Erforschung der Jugendentwicklung Hegels!

Nach dieser Einleitung  begann das eigentliche Referat von Sonja, die sowohl die Hautgedanke, die sich im Hegels wichtigster Jugendschrift, dem Text 16 der Gesammelten Werke (früher mit dem Titel Volksreligion und Christentum bekannt) befinden. Hegel unterscheidet dabei in erster Linie zwischen objektiver und subjektiver Religion. Die erste ist die institutionelle, dogmatische Religion, die eine Kirche den Gläubigen auferlegt; die zweite dagegen ist die innere Einstellung des Individuums, der sich anstrengt, nach dem Prinzip des Guten zu leben (egal mit welcher religiöser Begründung). Während die objektive Religion schädlich ist, da sie nur Individuen fördert, die das einfach ausführen, was ihnen von oben diktiert wird, ist die subjektive Religion etwas Fundamentales im menschlichen Leben, da sie die Menschen als lebendige Personen animiert und in diesen ein ‚warmes‘ Herz für das Leben und für die Mitmenschen fördert.

Aus diesem Grund ist die subjektive Religion Hegels Meinung nach zu retten und die Kritik der Aufklärung, die damals in Deutschland besonders intensiv  war, nur die objektive Religion betreffen soll.

In Bezug auf diesen ganz wichtigen Begriff der ‚Rettung der Religion‘ von der Kritik durch die Aufklärung interveniert Marco und zitiert Hegels Lehrer Johann Friedrich Flatt, zu dem auch Sonja in ihrem Vortrag schon Stellung genommen hatte.  Marco erzählt etwas über seine Forschungen in Tübingen (Universitätsarchiv, Handschriftenabteilung) und Berlin (Staatsbibliothek). Obwohl Flatt kein bekannter Philosoph bzw. Theologe geworden ist, hatte er eine enormeWichtigkeit damals, da er in seinem Unterricht Kant kritisierte aber dadurch dessen Theorien lehrte. Somit wurden seine Studenten dazu motiviert, eine eigene Stellung zu nehmen. Wie die Forschungen von Dieter Henrich und vor allem Wilhelm Gustav Jacobs gezeigt haben, genau auf den Unterricht von Flatt ist die Tatsache zurückzuführen, dass 3 Weltgenien wie Hegel, Schelling und Hölderlin aus jener Institution, dem evangelischen Stift in Tübingen, stammten. Auch ein Genie, so Jacobs, muss lernen bevor er seiner Genialität  freien Lauf gibt.  Dieses Lernen war damals nur in Tübingen dank Flatt möglich.

Die Frage der Rettung der Religion ist aber nicht nur historischer Bedeutung, sondern auch noch heute aktuell. Brauchen wir heute eine Religion (eine ‚subjektive, selbstverständlich) oder können wir darauf verzichten? Diese im Raum geworfene Frage stiftet eine sehr rege, interessante, aber vor allem menschliche Diskussion.  Jeder Teilnehmer enthüllt seine eigene religiöse Vision bzw. Religionsauffassung.

Zuerst beginnt Georg, der zweifelt, dass die vielen Menschen, die aus der Kirche heutzutage austreten, wirklich Atheist sind. Jeder hat irgendwie eine eigene Religion, so Georg. Dieses wird von Nils bestätigt, der einige persönlichen Erlebnisse von Bekannten erzählt, die angeblich Atheist waren, doch bei einer Filmvorstellung Herz und Empfänglichkeit für religiöse Motiven gezeigt haben.  Marco unterscheidet dann zwischen Materialisten (die wirklich an nichts anderes als die Materie und ihre Kraft glauben), Idealisten (die eine geistige Kraft über erkennen, die über die Materie steht, jedoch kein externer Gott ist) und schließlich die Gläubige, die an einem persönlichen Gott glauben. Marco definiert sich selber als Idealist und bestimmt die geistige Kraft als Kreativität, Das ist seiner Meinung nach die einzige Gottheit, die philosophisch begründet werden kann. Sara unterstützt diese Bezeichnung, die ihrer Meinung nach den Vorzug hat, dem Menschen die volle Freiheit der Handlung zu überlassen. Der Mensch ist bewusst kreativ, niemand schreibt ihm vor, was er zu kreieren hat. Sonja dagegen hält Marcos Bezeichnung als unangemessen, da diese geistige Kraft eh etwas ‚Unbeschreibbares‘ ist (dabei erinnert ihre fundierte Argumentation an Schelling, der das Absolute als Indifferenz von Natur und Geist in seiner Schrift System des transzendentalen Idealismus, bezeichnete). Paula erklärt, dass ihrer Meinung nach ‚Leben‘ die bessere Bezeichnung sei, und alles, was irgendwie lebt, bzw. existiert, das Göttliche in sich trägt (eine ähnliche Position wurde von Hegel im Frankfurter Systemfragment 1800 vertreten). Unsere Sprache weist hier jedoch Unzulänglichkeiten auf, da „göttlich“ hier nicht als Attribut eines externen Gottes zu verstehen ist, es aber an einem besseren Ausdruck mangelt. Für Anna ist die zwischenmenschliche Anerkennung, die die christliche Religion als heiligen Geist bezeichnet, der absolute Wert. Am Ende lässt Peter merken, dass wir uns über Religion und Gott unterhalten haben, nichts aber über die Hoffnung gesagt wurde.

Wir hoffen eben, dies in einer der nächsten Sitzungen aufzuholen!

(Dr. Marco de Angelis)

In der 6. und 7. Sitzung unserer Seminare wird die philosophische Ethik dargestellt

Wir werden uns mit der teilweise neuen vorgeschlagenen philosophisch-idealistischen Ethik beschäftigen, die in Philosophie für alle präsentiert wird und den Anspruch erhebt, als Vernunftreligion eine philosophisch-idealistische Globalisierung weltweit zu stiften.

Begriffe wie Vernunftreligion, universelle und unsichtbare Kirche wurden von Immanuel Kant 1793 in seinem Buch Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft formuliert. Es sind Begriffe, die heute aktueller denn je scheinen.

Darüber hinaus gründete Hegel in den darauffolgenden Jahren seine Auffassung einer Philosophie als Begründung einer selbstbewussten, freien Zivilisation. Wir finden diese in seiner ersten Ethikauffassung (Manuskript System der Sittlichkeit von 1802) sowie in dessen späterem Schluss, der mit dem Titel Fortsetzung des Systems der Sittlichkeit (1803-05) von seinem Biographen Karl Rosenkranz überliefert wurde. Darin definiert Hegel diese Zivilisation als ‚freies Volk‘, das er dann später in seinen Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte mit den germanischen Völkern identifizierte, worunter er die nordeuropäischen, protestantischen Völkern  meinte.

Gleichzeitig sprach der Philosoph dabei aber auch von einem ‚absoluten‘, universellen Geist, einem ‚Weltgeist‘, der dazu strebt, über die internationalen Beziehungen Freiheit für alle Menschen auf Erden (und nicht nur bei den ‚germanischen‘ Völkern) zu verwirklichen. Diese ist als Hegels Meinung über den Sinne der Geschichte zu betrachten.

Hegel war also nicht in der Lage, in seinem Leben diese Kontrast zu lösen zwischen einem Weltgeist, der auf Erden überall die Freiheit für alle früher oder später stiften wird, und der Identifizierung zu damaliger Zeit mit der ‚germanischen‘ Zivilisation, die wir heute im Allgemeinen als Westen bezeichnen würden (wobei eigentlich auch die kommunistischen bzw. ex-kommunistischen Ländern dazu gehören könnten). Seine Philosophie enthält aber die Grundideen für eine solche Lösung, die sich zwar in dem Begriff ‚Weltgeist‘ befindet, wurde aber von ihm aaus historischen Gründen nicht adäquat entwickelt.

In Philosophie für alle habe ich diese Problematik gelöst und eine Vernunftreligion für die Menschheit präsentiert. Die intersubjektive Anerkennung spielt dabei eine entscheidende Rolle, da nur sie dem Menschen ermöglicht, seinen Geist zu verwirklichen, also frei im wahren Sinne des Wortes zu leben. In diesem Bezug spielt eine Schlüsselrolle der Unterschied zwischen wahrer und falscher Unendlichkeit. Diese ist die die logische Grundlage, worauf die Unterscheidung zwischen wahrer und falscher Freiheit, die Willkür eigentlich ist, begründet werden kann.

Die wahre Freiheit verwirklicht sich dagegen im ethischen Leben, d.h. in den Institutionen der Gesellschaft, in denen wir unausweichlich leben. Diese sind:

  1. der Staat, der als Weltstaat seinen philosophisch begründeten Ausdruck finden;
  2. die Arbeit, die als Dienst angesehen werden soll;
  3. die Familie, deren Grundlage die Liebe zwischen Frau und Mann ist.

Nur ein Leben, das bewusst innerhalb diesen Institutionen gelebt wird, kann die Selbstverwirklichung des Geistes und deswegen sein Glück im Sinne von Erfüllung, Zufriedenheit ermöglichen. Grund dafür ist, dass die wahre Unendlichkeit, also die Fähigkeit, sich kreative Ziele zu geben und diese im eigenen Leben zu verwirklichen, die logische Grundstruktur des Geistes, sein Wesen, seine Natur ist. Ein authentisch geistiges und deshalb glückliches, erfülltes Leben kann deshalb nur dann erfolgen, wenn man kreativ, also nach dem Prinzip der wahren Freiheit bzw. der wahren Unendlichkeit lebt. Diese bestehen darin, einen Sinn zusammen mit anderen Menschen dem eigenen Leben zu geben und dieses Ziel gemeinsam zu verwirklichen.

In den letzten zwei Sitzungen beider Seminare werden wir uns mit dieser Problematik beschäftigen, und die Rolle untersuchen, die dabei die Digitalisierung spielen kann.

(Dr. Marco de Angelis)

Einladung zum 19. Philosophietreffen am 15.1.2019

Liebe Philosophiefreundinnen und -freunde,

hiermit lade ich Euch zum 19. Treffen unserer Phileuropa ‚Diskussionsgruppe‘ ein. Wir werden uns am Dienstag den 15. Januar treffen. Hier folgt das Programm.

Dienstag, den 15. 1.2019

Raum C14.203, ab 19:30 Uhr

19.45-20.45 Uhr

Sonja Wernicke
(und Marco de Angelis)

Die Relevanz praktischer Philosophie im Allgemeinen und
Kants 
Moralphilosophie im Besonderen in der heutigen Zeit

20.45-21.00: Pause

21.00-21.45

Sonja Wernicke
(und Marco de Angelis)

Einflüsse von Rousseau und Kant auf Hegel in seiner Jugendzeit
am Beispiel von Text 16 aus den Frühen Schriften

21.45-22.00: Planung der nächsten Sitzung und Abschied

(Dr. Marco de Angelis)