Protokoll der 14. Sitzung der Philosophiegruppe Lüneburg am 16.10.2018

Am Dienstag, den 16. Oktober traf sich die Philosophiegruppe PhilEuropa nach einer langen Sommerpause wieder in gewohnter Manier am Campus der Leuphana Universität. Auf der Agenda stand ein Referat von Anna Bringmann über ihre Hausarbeit zum Thema „Religion und Wissenschaft. Eine kontroverse Auseinanderset-zung. Wie es nicht mit und nicht ohne einander geht“.

Zu Beginn erzählte Anna, dass sie durch den Kriminalroman „Sakrileg“ von Dan Brown inspiriert wurde und sich daher in ihrem Essay einige direkte Zitate aus dem Buch wiederfinden. Sie liest folgendes Zitat laut vor:

„Früher einmal waren alle Fragen spirituell. Seit Anbeginn der Zeit hat man Spiritualität und Religion benutzt, um Lücken aufzufüllen, die von der Wissenschaft nicht erklärt werden konnten. Sonnenaufgang und Sonnenuntergang wurden einst Helios und seinem flammenden Streitwagen zugeschrieben. Erdbeben und Flutwellen waren die Rache Poseidons. Die Wissenschaft hat bewiesen, dass diese Götter falsche Idole waren. Bald schon werden wir alle Götter als falsche Idole entlarvt haben. Die Wissenschaft hat Antworten auf nahezu alle Fragen geliefert, die ein Mensch nur stellen kann. Es gibt nur wenige offene Fragen, und sie sind esoterischer Natur. Woher kommen wir? Was tun wir hier? Welche Bedeutung hat das Leben, das Universum?“
(Brown, 2003, Seite 45).

Anna leitete die Diskussion ein, indem sie darauf hinwies, dass der Begriff „Religion“ im Kontext ihres Essays nicht als die Institution Kirche verstanden werden soll, sondern schlichtweg als Überbegriff für Spiritualität. Weitergehend erklärte Anna, dass sie Religion und Wissenschaft mehr als Mitspieler und nicht als Gegenspieler wahrnehme. Die Religion finde Antworten auf die Fragen der Welt, die sich nicht auf wissenschaftlich rationale Art und Weise erklären lassen. Umso mehr die Wissenschaft herausfinde, desto mehr neue Fragen ent-stehen. Es handele sich dabei häufig um Sinnfragen. Die Antworten der Religion richten sich an die Emotionen der Menschen und spenden häufig Trost und Hoffnung.

Nachdem Anna ausgesprochen hat, wird die Diskussion eröffnet und viele der Teilnehmer*innen möchten auf das zuvor gesagte reagieren. Es kommt die Frage auf, ob es nicht problematisch sei, wenn die Religion Ant-worten auf ungeklärte Fragen der Wissenschaft liefere, da die Menschen so keinen Anreiz mehr empfänden, wissenschaftliche Antworten zu finden. Wir wurden uns jedoch einig, dass das Problem erst dann bestehe, wenn tatsächlich ausnahmslos jeder Mensch auf der Erde sich mit der spirituellen Antwort zufriedengeben würde. Da dies aber im Normalfall nicht eintritt, sondern es immer Menschen gibt, die zweifeln und forschen, um das Gegenteil zu beweisen, schließt sich die Problematik des Stillstandes aus. Eine weitere Frage war, welche Wis-senschaft denn letztendlich die Antworten liefern könnte, die die Religion auf unwissenschaftliche Art und Weise zu klären versuche. Wir sprachen darüber, dass die Philosophie als universale Wissenschaft gilt und eben auch die Sinnfragen ohne Wahrheitsanspruch zu klären versucht. Anna hakte dort ein und stellte die These auf, dass Philosophie und Religion im Kern nicht sehr unterschiedlich seien. Tatsächlich gibt es viele Ähnlichkeiten zwischen der idealistischen Philosophie und religiösen, spirituellen Ideen. Bestimmte Dinge werden anders benannt, meinen jedoch nahezu das Glei-che. So heißt das, was wir aus der idealistischen Philosophie als „das Absolute“ kennen im Christentum Gott, im Islam Allah und im Buddhismus das höhere Selbst oder auch Bewusstsein. Aber brauchen wir eine „höhere Instanz“? Anna wies darauf hin, dass die religiösen Riten, wie das Beten oder Meditieren, eine sehr gute Möglichkeit sind, sich selbst zu reflektieren. Das Bild der höheren Instanz, wie auch immer man sie nennen möge, ist dabei mehr eine Hilfe, denn die Vorstellung erleichtere es vielen Menschen, sich zu öffnen und ihre Sorgen und Ängste anzusprechen ohne dabei verurteilt zu werden.

Die komplette Sitzung inkl. Diskussion ist unter folgenden Dropbox-Link nachzuhören:

https://www.dropbox.com/sh/scxg9q1uni8dtqe/AAB1m5zpA1pZdMNBA2GX47uNa?dl=0

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(Gina Lamela und Nils Bassen)

Einladung zum 14. Philosophietreffen am 16.10.2018

Liebe Philosophiefreundinnen und -freunde,

hiermit lade ich Euch zum 14. Treffen unserer Philosophiegruppe ein. Wir werden uns am Dienstag den 16. Oktober treffen und dann alle zwei Dienstage wie schon im vergangenen Semester gehabt. Hier folgt das Programm.

Dienstag den 16.10.2018
Raum C14.203, ab 19:30 Uhr

Voraussichtliche Referate

19.30-20.30,  1. Referat

Anna Bringmann
Religion und Wissenschaft
Eine kontroverse Auseinandersetzung.
Wie es nicht mit und nicht ohne einander geht

20.30-20.45: Pause

20.45-21.45, 2. Referat

Sonja Wernicke
Die Relevanz praktischer Philosophie im Allgemeinen und Kants
Moralphilosophie im Besonderen in der heutigen Zeit

21.45-22.00: Planung der nächsten Sitzung und Abschied

Wenn die Diskussion über das erste Referat mehr Zeit in Anspruch nimmt, wird das 2. Referat auf den Dienstag in 2 Wochen verschoben. In diesem Fall sind dann nach der Diskussion einige Kurzreferate möglich, insbesondere Nils Bassen (über seine politische Kandidatur) und Anna Bringmann (über eine Facebook-Seite) hat etwas zu berichten und ich würde auch etwas über meine neuesten Forschungen berichten. Weitere Kurzreferate sind willkommen, z.B. über eigene Lektüren von interessanten Büchern, wichtige Zitate zusammen lesen und kommentieren, Kurzrezensionen von gelesenen Büchern, Berichteüber aktuelle Zeitungsartikel usw. Jeder darf zum Wort auch ohne Vorbereitung kommen können. Es ist auch möglich, die eigene Position in Bezug auf eine vergangene Diskussion genauer zu präzisieren und deswegen die Diskussion wieder aufzugreifen. Es scheint so, dass zwei Referate an einem Abend zu viel sind, da die Diskussionen immer lebhafter werden, so dass Kurzreferate anstelle eines zweiten Referates die zweite Hälfte der Sitzung gut auffüllen können. Die Dauer von einem Kurzreferat sollte in etwa 15 Minuten inkl. Diskussion sein. (Meine Kurzreferate ziehe ich gerne zurück, wenn andere Vorschläge da sind,
Priorität haben immer die Beiträge der Teilnehmer).

(Dr. Marco de Angelis)

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