10. Sitzung von Phileuropa Lüneburg am 8.5.2018 (Protokoll)

Protokoll des 10. Treffens der Philosophiegruppe Lüneburg

Dienstag, den 08.05.2018 (19:30-22:00 Uhr)

Leuphana Universität Lüneburg

Die 10. Sitzung der Philosophiegruppe Lüneburg beginnt mit einigen Gedanken zur Extra-Mitteilung, die Marco in der vergangenen Woche versendet hat. Es geht darum, die Philosophiegruppe und ihren europäischen Gedanken zu stärken und zu verbreiten, und zwar sowohl von der deutschen Gruppe in Lüneburg aus als auch von der in Italien. Beginnend mit diesen zwei Nationalitäten gehen wir vom Europäischen Volk aus. Hierfür soll besonders der Friede (unter Anderem durch die Schrift von Immanuel Kant “Zum ewigen Frieden”) als Ausgangspunkt dienen und das Buch von Marco de Angelis “Philosophie für alle” unser gemeinsamer Nenner sein. In weiteren Treffen und Hausarbeiten können die Themen aus Marcos Buch vertieft werden. Diese können veröffentlicht und unsere Webseite PhilEuropa ausgebaut werden.

Inhaltlich geht es los mit dem Vortrag von Anna Reinhard mit dem TitelDer Geist der Zeit aufheben? Eine Abhandlung über die Aktualität von Monismus, Dialektik und Geschichte nach Hegel in Anbetracht eines notwendigen Wandels des Zeitgeistes.”

Bereits im Titel impliziert sie eine Notwendigkeit für einen Wandel des Zeitgeistes. Diese Notwendigkeit erläutert sie im Folgenden. Anhaltspunkt dabei ist dabei das Ziel des Absoluten nach Hegel, welches das Anstreben des absoluten Geistes durch die dialektische Aufhebung ist. Hierfür ist es wesentlich, dass die Freiheit des Geistes sichergestellt ist. Der Begriff der Freiheit ist hierbei sehr dicht an die Wahrheit und den Monismus (Verständnis der Welt als Einheit) gekoppelt.

In und durch die dialektische Aufhebung erlangt das kritisch selbstreflektierende Bewusstsein die Erkenntnis, dass nicht alles wahr ist und somit immer wieder negiert werden muss, um sich der tatsächlichen Wahrheit anzunähern. Dieser Prozess erstreckt sich über drei Stufen. Die erste Stufe ist hierbei das Erkennen von Unwahrheiten. Auf der zweiten Stufe folgt das Erhalten und Aufbewahren des Positiven, also dem nicht Negierten, um als drittes alles zusammen zu fügen. So werden neue Erkenntnisse zum bereits bestehenden Wissen hinzugefügt und besonders hervorgehoben. Dieser unaufhaltsame Prozess bewirkt ein kontinuierliches Werden der Zustände. Der Geist der Zeit ist hierbei die gemeinsame Wurzel, doch im Laufe der Zeit kann es auch immer wieder zu einem Paradigmenwechsel kommen.

Hegel sagt: “Das Wahre ist das Ganze.” Und somit ist alles, was eine Zeit ausmacht, sie durchdringt, ein Teil des Ganzen (Zeitgeist) und zeigt den Monismus des Systems. Nach diesem Prinzip agiert auch die Philosophie. Sie denkt immer für die aktuelle Zeit, bezieht dabei aber die Erkenntnisse der Vergangenheit mit ein, da diese Teil des Ganzen sind. Dennoch gibt sie nicht einfach Ereignisse wieder, sondern filtert das Wahre hinaus.

Die heutige Zeit ist geprägt von der Globalisierung, unaufhaltsamen Wachstum und Fortschritt, sowie einem persönlichen Druck auf jeden auf Grund der fordernden Leistungsgesellschaft. Hier drängt sich die Frage auf, in wie fern ein Streben nach absoluter Freiheit möglich ist. Die Notwendigkeit, den eigenen Lebensstil immer weiter anpassen zu müssen, um in der Gesellschaft zurecht zu kommen, steht dem Gedanken Hegels sehr entgegen. Der globalen Freiheit stehen hierbei besonders die Scheinharmonie zwischen Demokratie und Kapitalismus sowie die Ungleichgewichtszustände in der gesellschaft gegenüber. Positiv anzumerken ist jedoch die verblüffende Gesamthomogenität, die sich innerhalb der gemeinsamen Lebensstrukturen beobachten lässt. Nun stellt sich also die Frage, ob die Notwendigkeit für einen Wandel rechtzeitig erkannt wird oder es erst zu einer Krise kommen muss.

Hiermit schließt der Vortrag und die Diskussion beginnt. Hierbei entbrennt zunächst die Debatte, deren Kern die Unterscheidung von absoluter und relativer Wahrheit ist. Zur Demonstration lässt sich der Satz “Der Weg ist das Ziel” anführen. Das Gute soll festgehalten werden, das Schlechte ersetzt werden. So entsteht im Werden das Ziel, die absolute Wahrheit. Dem entgegen stehen bremsende Faktoren, die das Paradigma erhalten wollen. Um dem entgegenzutreten, bedarf es ständigen Umwälzungen und Revolutionen.

Marco de Angelis bündelt und entfacht die weitere Diskussion mit der Frage, ob die Menschenrechte eine absolute oder eine relative Wahrheit sind. Hierzu einige Statements:

  • Nach Hegel hat der Mensch das Absolute in sich und definiert sich darüber. Dies ist, was alle Menschen gemeinsam haben und was durch die Menschenrechte geschützt wird, also eine absolute Wahrheit.
  • Die Menschenrechte sind eine gute Grundlage auf dem Weg zu einem Weltstaat, in dem alle Menschen gleich sind, dennoch bedürfen sie einiger Aktualisierungen. Als Beispiel werden künstliche Intelligenz und das Klonen angeführt, für deren Handhabung man noch keinen Umgang weiß.
  • Wenn die absolute Wahrheit oberstes Ziel ist, so können wir uns durch Verbesserung unserer ‘relativen’ Wahrheit immer weiter an diese annähern, sie jedoch niemals nachgewiesenermaßen erreichen. Somit können sich absolute und relative Wahrheit im Endpunkt treffen, eine Bestätigung gibt es jedoch nie (diesen Punkt ist problematisch und bedarf nach einer weiteren Erklärung, die Marco bei den nächsten Sitzung anbieten wird)
  • Die Menschenrechte sind gegenwärtig die absolute Wahrheit, man muss jedoch bereit sein, Fehler zuzugeben und so Platz für neue, verbesserte Wahrheiten zu schaffen. (gleich wie oben)
  • Die absolute Wahrheit sollte wahrhaftig und von zentraler Gültigkeit sein. Durch das bewusste Einschleusen von falschen Informationen kann die Entwicklung der Wahrheit manipuliert werden. Hierbei ist eine Unterscheidung zwischen boshafter und versehentlicher Einflussnahme zu unterscheiden.
  • Ebenso besteht ein Unterschied zwischen Gültigkeit und Anwendung. Der philosophische Anspruch auf Wahrheit ist kulturunabhängig und entspringt rein der Logik. Somit gelangt man zur Letztbegründung, welche theoretisch absolut ist, ihre tatsächliche Umsetzung jedoch nicht sicherstellt.
  • Wichtig ist hierbei zu erkennen, dass etwas vorher nicht falsch war, sondern die Neuerungen zur Entwicklung des Geistes und weiteren Vernetzungen beitragen. Der Geist wird von sich selbst bewusst. Dies ist der springende Punkt, in dem sich philosophische Wahrheiten von einem Dogma unterscheiden.

Sieht man die Würde des Menschen unter monistischem Standpunkt als etwas Unantastbares an, so ist zwangsläufig auch die Würde der Natur unantastbar. Der Gedanke erscheint logisch, jedoch fehlt jegliche Umsetzung. Dies bedarf weiterer Diskussion.

Ein weiterer wichtiger Punkt, ist die Frage nach dem Stellenwert der Philosophie, verbunden mit der Frage: “Könnten die Philosophen mehr tun?” Zumindest ist die Philosophie nichts mehr, wofür man mit dem Leben bezahlen müsste. Oder wie Marco so schön sagte “Ich bin froh, dass ich nicht dafür sterben muss.” Somit können wir durch unsere Philosophiegruppe zu weiterem philosophischem Denken anregen und uns durch Weiterentwicklung auf dem Weg zum großen Ziel, der Selbstverwirklichung, machen.

Termin für die nächste Sitzung:

Dienstag der 22.05.2018

Raum 14.001 ab 19:30 Uhr

Voraussichtliches Referat

19.45-20.45 Uhr

Paula Gürtler: „Die Frage nach er Kausalität nach David Hume, Immanuel Kant und Marco de Angelis“

20.45-21.15 Uhr: Pause

Kurzberichte und Kurzreferate

21.00-22.00 Uhr

Alles ist auch auf facebook https://www.facebook.com/philosophiefueralle.de/ zu lesen, wo die Diskussion in schriftlicher Form weiter fortgesetzt werden kann).

(Anna Caroline Bringmann)