Die 2. und 3. Sitzung beider Philosophieseminare fürs Leuphana-Semester haben ein Zeichen gesetzt! (24.11.2017)

Es ist heutzutage eine weitverbreitete Meinung, dass es keine objektive, absolute Wahrheit gibt.  Daraus resultieren zwei Denk- und Lebenseinstellungen, Skeptizismus und Relativismus, die sich dann besonders in der  Ethik bemerkbar machen und verheerende Folgen haben. Wenn es keine objektive Wahrheit gibt, dann gibt es auch keine objektive, allgemeingeltende Werte Es ist alles richtig, Rassismus ist ebenso richtig wie Menschenliebe. Das wollen wir natürlich nicht, so ist es absolut wichtig, die Fähigkeit des Menschen zu verstehen und zu begründen, die Wahrheit zu erlangen. Das Gegenteil wäre in der Tat für die menschliche Gesellschaft fatal. Ein Minimum an Konsens über die Werte, wie etwa Respekt, Freiheit, Demokratie usw., ohne die selbst das Zusammenleben der Menschen unmöglich ist, ist in der Tat in jeder Gesellschaft absolut nötig. Ohne allgemeingeltende Werte würde es auch keine Menschenrechte geben wie auch keine Orientierung im Leben, die für alle gelten kann.

In diesen Sitzungen haben wir damit begonnen, die theoretischen und praktischen Gründe für die Objektivität und Absolutheit der Wahrheit zu erläutern. Es handelt sich um die von uns entwickelte Theorie des ‚ich verstehe‘. Diese ist in den Lektionen 4-6 des Buches Philosophie für alle behandelt.

Diese Theorie wird vor allem durch eine Umkehrung des Blickpunktes gekennzeichnet, aus dem wir die Objektivität bzw. die Welt betrachten. Das alltägliche Leben wie auch die obenerwähnten philosophischen Auffassungen des Skeptizismus und des Relativismus verbergen einen ‚dualistischen‘ Standpunkt. Damit ist gemeint, dass der Mensch, das Subjekt, sich von der Natur, vom Objekt, völlig unterschieden ansieht und die Natur als etwas ‚Fremdes‘ ansieht, etwas das außen ihm gegenüber ist. Subjekt und Objekt stehen sich aus der Perspektive dieses Blickpunktes  gegenüber, das Subjekt betrachtet die Welt als etwas, das vor ihm steht.

Aus dieser Perspektive heraus entwickelt sich die Problematik der Wahrheit, d.h. einer korrekten Korrespondenz zwischen dem, was das Subjekt vom Objekt weiß, und dem, was das Objekt an sich ist. Der letzte große, weltberühmte Philosoph, der diese Problematik besonders intensiv behandelt, hat, ist Immanuel Kant gewesen. Sein Hauptwerk Die Kritik der reinen Vernunft  ist genau aus diesem Blickpunkt heraus verfasst worden.

Die Trennung von Subjekt und Objekt, Geist und Materie, Mensch und Natur hat auch gravierende Folgen in der Ethik. Die verheerendste ist die Spaltung des Menschen in Seele und Körper, so dass die Sinnlichkeit, die Gefühle, die Leidenschaften und im Allgemeinen alles, was im menschlichen Körper seinen Ursprung hat,  als etwas Negatives, als Sünde betrachtet wird. Die christliche Religion und die monotheistischen Religionen überhaupt vertreten z.B. Moraltheorien, die das Glück des Menschen nicht in diesem materiellen Leben auf Erden, sondern in einem völlig spirituellen Leben im Jenseits ansehen.

Allen diesen Theorien, die unser Alltag nicht nur in der Vergangenheit bestimmt haben, sondern noch heute die Lebensweise von Millionen von Menschen prägen, liegt eben eine dualistische Vision des Verhältnisses zwischen Subjekt und Objekt zugrunde.

Dagegen hat sich in der Vergangenheit die gegensätzliche Auffassung gestellt, die des ‚Monismus‘. Während Dualismus kommt aus dem Lateinischen ‚duo‘, also zwei, das Wort ‚Monismus‘ kommt aus dem altgriechischen ‚Monos‘, d.h. ‚eins‘.

Dieser Auffassung nach sind Subjekt und Objekt eine untrennbare Einheit, sie sind ein einziges Ding, das zwei verschiedene Aspekte hat, ein materielles – die Natur als Materie und ‚Außenwelt‘ – sowie ein geistiges, der Mensch als Seele und ‚Innenwelt‘. Die ‚Innenwelt‘ unserer Seele ist aber gleichzeitig Teil der Außenwelt, die sie wiederspiegelt und zu erkennen versucht. Die Außenwelt ist, sozusagen, der Behälter, in dem die seelische Innenwelt lebt und tätig ist.

Das, was auf der Welt also richtig existiert, ist also das ‚Monos‘, das die Philosophen dieser Denkrichtung verschieden formuliert haben (z.B. der griechisch Parmenides im vierten Jahrhundert v. C. als ‚das Seiende‘, Spinoza im siebzehnten Jahrhundert als ‚die Substanz‘ von allem, Hegel im neunzehnten Jahrhundert als ‚das Absolute‘ usw.). Das Monos ist das Ganze, wovon Geist und Materie, Mensch und Natur die zwei Hauptteile darstellen.

Die Ergebnisse der Naturwissenschaften, z.B. die Evolutionstheorie, beweisen heutzutage die Richtigkeit einer solchen monistischen Weltauffassung.

Aus diesem ganzheitlichen Standpunkt heraus lässt sich sowohl die erkenntnistheoretische Problematik der Wahrheit als auch die ethische Problematik des Verhältnisses zwischen Körper und Seele im Menschen einfach lösen. Da die Menschen ein Teil der Natur sind, insbesondere derer selbstbewusstes und freies Teil, sind sie ihr total angepasst und deshalb fähig, mit der Natur zu kommunizieren, sie zu verstehen, also die Wahrheit zu erkennen. Die Menschen sind also wahrheitsfähig, genauso wie sie gehfähig, sprachfähig usw. sind. Was die Ethik betrifft, sind die Hauptinstinkte, die den Menschen zu Handlungen bewegen, in sich ‚gut‘, da sie in der Natur verankert sind und zu einem glücklichen Leben auf dieser Erde, nicht erst im Jenseits, führen können.

Diesbezüglich lässt es sich noch viel mehr sagen, was wir im Unterricht auch gesagt haben und sowohl in den entsprechenden Audioaufnahmen zu hören ist als auch in den Lektionen 4-6 des Buches Philosophie für alle, wo alles dargestellt und begründet wird, gelesen werden kann.

Nachforschungszweige sind in diesem Bezug folgende Begriffe und Themen:

Erkenntnistheorie,
Wahrheitstheorie
Subjekt-Objekt
Körper-Seele
Relativismus
Skeptizismus
Dualismus
Monismus
Die Philosophen, die erwähnt worden sind (Parmenides, Bruno, Spinoza, Kant, Hegel)

Jeder von diesen Themen könnten Gegenstand der Hausarbeit sein.

Am Montag, den 27. November, gehen beide Seminare weiter. Es wird die Begründung der Richtigkeit einer monistischen Welt- und Menschenauffassung abgeschlossen sowie die Schlüsse für die entsprechende Menschenauffassung gezogen. Danach werden sich dann ab der 5. Sitzung die Seminare auf verschiedenen Schienen weiterentwickeln: Das eine wird eher die politische Theorie des Staates und der Menschenrechte behandeln, während das andere sich vornehmlich mit der Theorie einer glücklichen Lebensführung beschäftigen wird. Da es aber keine glückliche Lebensführung in einem ungerechten Staat geben kann, werden sich auch in den folgenden Sitzungen die Themen beider Seminare unausweichlich kreuzen sowie sich aufeinander beziehen.

(Dr. Marco de Angelis)

 

 

Protokoll der 5. Sitzung der Lüneburger PhilEuropa-Gruppe

Protokoll des 5. Treffens der Philosophiegruppe Lüneburg
Dienstag, den 07.11.017 um 19:30 Uhr
Leuphana Universität Lüneburg

Marco de Angelis eröffnet das Treffen der von ihm gegründeten Gruppe der Philosophie. Direkt zu Beginn verweist er auf einen Beitrag, der am 19.11. um 23:05 Uhr im WDR5 ausgestrahlt und im Radio übertragen wird. In diesem werden Prof. Dr. Christoph Jamme und Dr. Richard David Precht, beide Professoren an der Leuphana Universität Lüneburg, zum Thema Aufklärung und Religion aus philosophischer Perspektive zu Wort kommen.

Für den inhaltlichen Einstieg sorgte Judith mit ihrem Vortrag über ihre Hausarbeit zum Thema „Sind die Grenzen in unseren Köpfen? Zum Umgang mit ‚kultureller Differenz‘ in der Vision eines Weltstaats“. Um der schon im Titel enthaltenen Frage auf den Grund gehen zu können, nahm sie uns andere zunächst mit auf die Reise, die sie für ihre Hausarbeit selbst auch gemacht hat.

Dabei beginnt sie mit dem Gedanken an einen Weltstaat, für den sich alle Nationalstaaten auflösen müssten und die Menschen zu Weltbürgern werden würden. Dies ginge also einher mit einem Verlust der Nationalität, den viele wohl tatsächlich als solchen empfinden würden, da die Nationalität ein bedeutender Ankerpunkt zur eigenen Identitätkenntnis ist. Die Nationalität, wenn sie auch künstlich konstruiert ist, schafft eine kulturelle Gemeinschaft. Die Voraussetzung um seine Identität fest stellen zu können, da waren wir uns alle einig, ist die Abgrenzung von etwas anderem. Denkt man nun also das Modell des Weltstaates weiter, so muss man weg von Nationen, die sich gegenseitig voneinander abgrenzen, hin zu einem Weltbürgertum, welches sich durch sein Menschsein von anderem und nicht von Teilen seiner selbst abgrenzt.

Ebenfalls unverzichtbar für einen Weltstaat wäre eine gemeinsame Weltanschauung – diese entsteht in aller Regel aus der Wechselwirkung vom Menschen selbst und der Umgebung, die er betrachtet. Eine allgemeine und für jeden annehmbare Weltanschauung müsste also allgemein gültig sein, aber dennoch Platz lassen, beispielsweise für Religion, den jeder Mensch für sich selbst füllen kann. Dies kann nur erreicht werden, wenn diese Weltsicht aus einem ausführlichen Diskurs hervorgeht.

An diese ersten Anregungen schloss sich unmittelbar eine zwischengeschobene Diskussion an, die zunächst mal in Frage stellt, ob man sich tatsächlich der Nation zugehörig fühlt, in die man hinein geboren wurde. Auch Einzelheiten über die Identität des Einzelnen und die einer Nation wurden angesprochen.

Hierbei entstand der Verweis auf den European Democracy Lab und Ulrike Guérot, die dem Gedanken an einen Staat für alle Menschen in Europa maßgeblich nachgeht. Ein interessantes Interview mit ihr findet man auch auf dem YouTube-Kanal http://www.jungundnaiv.de/ oder unter https://www.youtube.com/user/Nfes2005 von Tilo Jung.

Als Nächstes folgte ein Beitrag von Marco, der eine philosophische Idee zur Lösung vorstellt:

Um die Identität zu wahren und sich weiter identifizieren zu können, schlägt er vor, dass sich die Menschen anstatt von sich selbst, von der Natur abgrenzen. Der Mensch ist Einheit von Natur und Geist und sollte sich somit auf den Geist berufen und sich nicht davon los sagen. Die Natur ist dabei der materielle/ notwendige Teil, also der Gegenpart des Geistes.

Eine universelle Weltanschauung wäre dann, wie auch Kant es entwirft und als Vernunftsreligion bezeichnet, eine allgemeine Philosophie.

Daraufhin haben wir uns einige Zeit mit folgenden Fragen auseinander gesetzt:

Worin unterscheidet sich ein Dogma (Religion) von einer philosophischen Begründung?

Sollte man sich wirklich von der Natur abgrenzen? Würde man der Natur dann nicht vielleicht recht leicht händig schaden? Wenn die Natur ein Teil von uns ist, wie können wir uns dann von ihr abgrenzen?

Einen wirklich guten Abschluss zu diesem Thema fand Steffi dann, indem sie betonte, dass es sehr wichtig ist, Abgrenzung nicht in ein allzu schlechtes Bild zu rücken, sondern nach einem positiven Abgrenzungsmerkmal zu suchen. „Ich bin der Meinung, dass der Mensch sich schon dadurch von den genannten Dingen abgrenzt, dass er nach der Wahrheit strebt und sucht wohingegen die anderen Dinge wie Materie, Tiere usw. einfach existiert bzw. lebt.“, so fasst es Steffi zusammen und bietet damit einen ersten Lösungsansatz.

Anschließend begann Nico die beiden Hausarbeiten vorzustellen, die er in den letzten beiden Semestern geschrieben hat. 1 „Der Weltstaat – Eine philosophische Auseinandersetzung mit dem Konzept von Weltgemeinschaften erläutert anhand Kants Werk „Zum ewigen Frieden““ und 2 „Der Weltstaat – Eine philosophische Auseinandersetzung mit dem Konzept von einer Weltgemeinschaft erläutert anhand der Ansichten Hegels“. Er beschäftigt sich darin zunächst mit Immanuel Kant und seinem Werk „Zum ewigen Frieden“ und baut in der zweiten Hausarbeit darauf auf, wobei er sich darin mehr auf Georg Wilhelm Friedrich Hegel und dessen Kritik an Kant bezieht. Da die Zeit begrenzt ist, stellt Nico zunächst nur einige interessante Punkte exemplarisch fort, sein ausführlicher Vortrag wird in der nächsten Sitzung Platz finden.

Er erläutert kurz die Struktur von Kants Schreiben, erklärt, was es mit den Primär- und Definitivartikeln auf sich hat und beginnt dann erste Vorstellungen von Kants Theorie zum Erreichten eines Weltstaates darzulegen. Dazu gehört, dass ein Friedensvertrag, der geschlossen wird, immer auch langfristigen Frieden garantieren können muss. Erst so kann sich nach und nach ein Weltstaat entwickeln, so Kant. Jedoch schränkt Kant sich bereits während seines Schreibens wieder ein und zieht einen Völkerbund vor, da er die Umsetzung der Weltstaatidee sehr weit entfernt glaubt. Hegel kritisiert Kants Idee einer Weltrepublik, da er sie als Utopie ansah. Außerdem ließ Kant sich gedanklich maßgeblich durch die zeitgenössischen Umstände und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten beeinflussen und erdachte so nur ein theoretisches Konstrukt ohne die Absicht, es tatsächlich umsetzen zu wollen. Eben eine Utopie, wie Hegel es sagt.

Des Weiteren, und dies führt uns zu einer weiteren Diskussion, erzählt Nico, dass Hegel den Krieg nicht als etwas Schlechtes, sondern als Boten der Zivilisation sieht. Interessanterweise stellt Charles Darwin etwa 20 Jahre später ähnliches im Tierreich fest, woraus der Darwinismus entsteht.

Wir sind uns einig, Kriege hat es schon genug gegeben und wenn man Krieg als Beispiel sehen kann, aus dem der Mensch lernt, dann hat er bisher wirklich wenig gelernt und es hat uns herzlich wenig Frieden gebracht. Dennoch mag man die These von Hegel nicht gänzlich abstreiten. Krieg bringt Fortschritt – aber eben nicht unbegrenzt.

Weltsichten:

utopisch                                  Kant
realistisch/ idealistisch            Hegel
machtgesteuert                       Marx

Möglicherweise lässt sich gar nicht sagen, wer von den drein recht hat. Alle drei sind große Denker mit vielen Generationen an Menschen, die ihrer Idee glauben, sodass man davon ausgehen kann, dass alle ein Stück weit recht haben.

Der letzte Gesprächspunkt des Tages bezog sich auf die Einheit von Gefühl (Liebe) und Verstand. Dabei ist wichtig, Vernunft und Verstand säuberlich zu trennen, wobei dann die Vernunft die Einheit ist, Verständnis für Gleichgesinnte schafft und so Brücken zwischen den Menschen baut. Der Verstand ist eher berechnend, egoistisch und individuell.

Der Termin für die nächste Sitzung ist Dienstag der 28.11.2017. im Raum C 11.320.

Für die dann folgenden Sitzungen ist angedacht, sie jeweils mittwochs abzuhalten. Wer einen Einwand dazu hat, melde sich doch bitte bei Marco.

Hinweis: Wem ein Gedanke sehr wichtig ist und wer sicherstellen möchte, dass dieser im Protokoll erscheint, schreibt am besten nach der Sitzung eine Mail mit diesem Gedanken an Marco, dann kann dieser als wörtliches Zitat (so wie dieses Mal bei Steffi) eingefügt werden, ansonsten taucht er eher nur im Gesamtkontext auf.

(Anna Caroline Bringmann)

Protokoll der 4. Sitzung der Lüneburger Phileuropa-Gruppe am 17.10.2017

Lüneburger Phileuropa-Gruppe – 4. Treffen am 17.10.2017

Das 1. Philosophietreffen des WS 2017/18 (und insgesamt 4. Treffen seit Beginn in Lüneburg) erfolgte am 17.10.2017 im neuen Gebäude. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, um überhaupt den Raum im Labyrinth des Gebäudes zu finden, begann die Veranstaltung mit dem ersten Referat, gehalten von Alina Hildebrandt. Der Titel ihrer Hausarbeit, worüber Alina referierte, lautet:

Global kommunizieren – aber wie? Eine kritische Betrachtung der

Weltsprache Englisch im Vergleich zu konstruierten Sprachen

Es war ein sehr detailliertes Referat, das verschiedene Varianten einer Weltsprache unter die Lupe nahm. Insbesondere beschäftigte sich Alina in erster Linie selbstverständlich mit der englischen Sprache, dann aber auch mit dem Globisch, einer Art vereinfachten Englisch, und schließlich mit dem berühmten Esperanto.

Eine rege Diskussion versuchte Vor- uns Nachteile aller diesen Varianten zu evaluieren. Dabei kam insgesamt ans Licht, dass die englische Sprache sich mehr oder weniger weltweit durchgesetzt hat, obwohl sie nicht die meist gesprochene Sprache ist und eine nationale, keine Weltsprache ist. Ihr fehlt aber ein philosophischer Hintergrund, d.h. sie kommt nicht aus der kosmopolitischen Perspektive heraus, sondern ist das Ergebnis von historischen Machtverhältnissen. Esperanto dagegen ist eine philosophisch gedachte Weltsprache, die Menschen, die diese Sprache lernten, haben es früher gemacht, genau um sich mit fremden Menschen verständigen zu können, fehlt ihr aber an einer weltweiten Verbreitung. Globish schien nicht so interessant zu sein.

Es wurde unter anderem die Schwierigkeit unterstrichen, eine richtig gemeinsame Weltsprache zu finden, da die Sprachen weltweit schon in der Schreibweise viel zu unterschiedlich sind.

So wurde die Diskussion von Anna Bringmann abschließend zusammengefasst:

„Zunächst ging es um eine Weltsprache. Zunächst um die Versuche, die bisher unternommen wurden, eine Weltsprache zu entwickeln, anschließend über die Wahrscheinlichkeit der Möglichkeit der Umsetzung. Wir waren nahezu einig darüber, dass eine konstruierte und somit neutrale Sprache besser, also „gemeinsamer“ und philosophischer wäre, als Englisch als Weltsprache zu nutzen, mussten aber auch anerkennen, dass Englisch bereits sehr verbreitet und nur schwer ablösbar ist“.

Die ausführlichen Stellungnahmen von Georg Boldyreff und Carolina Ortega Guttack, die Notizen von Emina Hupe sowie die Hausarbeit von Alina füge ich anbei.

Das zweite Referat wurde von Carolina Ortega Guttak gehalten und betraf das Verhältnis zwischen Weltstaat und UNO. Titel von Carolinas Hausarbeit ist:

Von der Idee eines philosophischen Weltstaates zu

der Umsetzung in eine politische Friedensinstitution

Die Vereinten Nationen im 21. Jahrhundert

Auch in diesem Fall handelte es sich um eine sehr gute Hausarbeit und ein sehr intensives Referat. Carolinas Meinung sind nicht die Vereinigten Staaten von Europa, wie von mir als Hypothese behauptet, sondern bildet die UNO die Brücke zu einer möglichen Errichtung eines Weltstaates.

Darüber schreibt Carolina:

„Zur Umsetzung eines Weltstaates: Eine autoritäre Form der Umsetzung ist aufgrund mangelnden Umdenkens der Menschheit kaum noch zu vermeiden. Gerechtigkeit und Gemeinsinn muss erzogen werden. Die UNO muss sich an die politische Realität anpassen.“

Vom Gedanken des Weltstaates kam man bei der Diskussion schnell zum Gedanken der Demokratie. Darüber Carolina:

„Wie ist diese überhaupt zu verstehen? Jeder versteht sie anders und jeder würde sie anders vermitteln. Wichtig ist jedoch, dass sie vermittelt und vor Allem gelebt wird, sodass der Gedanke an einen Weltstaat allen plausibel und sinnvoll erscheinen kann und keinen privilegierten Gedankengang bleibt.“

Es folgte einen regen Austausch über den Begriff Demokratie, wie man diese weltweit verbreiten könnten, welche wichtige Funktion eine Weltschule dabei hätte usw.

Auch die Hausarbeit von Carolina wir hier anbei gefügt.

Es war insgesamt ein sehr intensiver Abend, es wurde viel diskutiert und philosophiert und sicher ist jeder dann mit einem Kopf voller Ideen nach Hause gegangen.

Bei der nächsten Sitzung, die am 7.11.17 stattfinden wird, werden wir das Referat von Nico Töberich hören dürfen, der über Kant und Hegel und ihre Weltstaatstheorien sprechen wird. Das ursprünglich für denselben Abend vorgesehene Referat von Carla Denzinger über den Begriff ‚Familie‘ wird zu einem späteren Termin stattfinden. Wahrscheinlich ist auch ein kurzes Referat von einer weiteren Studentin, Judith Moser.

Erfolgreicher Start der Seminare für das Leuphana-Semester 2017/18

Am 30.10.2017 sind die zwei Seminare gestartet, in denen ich, Marco de Angelis, mein Buch

Philosophie für alle. Manifest für die philosophische Identität des europäischen Volkes

sowie die philosophische Botschaft, die darin enthalten ist, beim Leuphana-Semester vorstellen werde.

Das kleine Buch verfolgt das Ziel, eine Philosophie als Welt- und Menschenauffassung darzustellen, die sich als Ergebnis der 2500 Jahre alten Philosophiegeschichte versteht. Denn es kann in der Tat nicht sein, dass es der Philosophie bisher nicht gelungen ist, über einen so langen Zeitraum zu greifbaren Ergebnissen zu kommen. Dem heutzutage vorherrschenden Relativismus und Skeptizismus setze ich eine streng logisch aufgebaute philosophische Theorie entgegen, die in sich die wichtigsten Gedanken der großen Philosophen trägt und weiter fortführt. Auch wenn es scheint, als ob sich die großen Philosophen im Laufe der Geschichte gegenseitig bekämpft und widersprochen haben, hat in Wirklichkeit jeder großer Denker die Gedanken seines Vorgängers weitergedacht und weiterentwickelt, sodass die Kritik eine positive, aufbauende und keine negative, zerstörende Kritik gewesen ist.

Auf der Grundlage dieser positiven Vision der Geschichte der Philosophie ist es mir, so glaube ich zumindest, gelungen, eine heutige Philosophie zu erarbeiten, die sich eindeutig auf die großen Denker der Vergangenheit stützt, ihr Gedankengut zusammenfasst, dieses aber an einigen wichtigen Stellen verbessert und weiterausbaut.

Die auf diese Weise erarbeitete Philosophie ist in leicht verständlicher Sprache niedergeschrieben, auf einen erschwerenden bibliographischen Apparat sowie auf Fußnoten wird verzichtet und die Länge des Buches beschränkt sich auf etwa 60-70 Seiten (in Abhängigkeit der Sprache; zurzeit liegt das Buch auf Italienisch und auf Deutsch vor, eine englische Übersetzung befindet sich in Vorbereitung).

Eine kleine Lektüre also, die aber in sich das große Ziel verfolgt, das gesamte bisher erlangte Wissen der Philosophiegeschichte nicht nur zusammenzufassen, sondern auch weiterzuführen.

Somit ist ein kleines Werk entstanden, das auf der einen Seite den Anspruch erhebt, eine Einführung in die Philosophie zu bieten, die selbst philosophisch ist – folglich nicht nur Informationen enthält, sondern eine richtige erste und grundlegende philosophische Bildung möglich macht; auf der anderen Seite ermöglicht es dieses Werk, die aktuellen Probleme unserer Gesellschaft von einem tieferen Blickwinkel aus zu betrachten, da die großen Denker der Vergangenheit in ihren Werken sehr oft schon inhaltsreiche Seiten verfasst haben, die für die Lösung vieler heutiger Probleme aufschlussreich sein können.

Das Ergebnis einer solchen philosophischen Arbeit, die nach jahrelangen Überlegungen und Studien schließlich in diesem Büchlein Ausdruck gefunden hat, sehe ich als die Identität des europäischen Volkes. Darunter verstehe ich die philosophische Art, die Welt und das Leben zu betrachten, das die Europäer aufgebaut und erreicht haben. Von Griechenland ausgehend, bis zu den großen deutschen Denkern des letzten und vor allem vorletzten Jahrhunderts über die entscheidenden Beiträge der römischen, spanischen, holländischen, französischen, englischen Denker bzw. insgesamt aller europäischen Völker und Kulturen.

Es ist meiner Meinung nach diese Vision der Dinge, die wir philosophisch bzw. rational bezeichnen, die das Wesen der europäischen Identität bilden und die Grundlage eines Volkes, die auf Papier und formell noch nicht existiert, aber in der Realität seit langem schon da ist. Es ist dieses schon existierende Volk, das dabei ist, trotz Krisenperiode und Rückschlägen seinen eigenen Staat als die Vereinten Staaten von Europa zu gründen. Diese werden einen richtig philosophischen Staat bilden (bzw. sollten zu diesem werden), also die philosophische Republik Europas, wie ich diese einst in einem Interview im WDR5 bezeichnet habe (s. auf dieser Website unter ‚Interview‘).

Das erste große Ergebnis, das diese philosophische Identität der europäischen Völker erreicht hat, ist der Frieden. Nach einer jahrtausendlangen Geschichte, in der sich die europäischen Staaten ständig bekriegt haben, ist nun endlich und auf eine Weise, die irreversibel scheint, ein Zustand des Friedens, der Anerkennung, aber auch der Sympathie und Freundschaft entstanden. Die Europäer bewohnen seit 1945 gerne diesen Raum, den wir als Europa bezeichnen, haben die internen Barrieren abgeschafft, Austauschprogramme unter Schülern und Studenten initiiert und die Sprachen der Nachbarländer gegenseitig erlernt. Zahlreiche europäische Familien sind entstanden, unzählige Menschen haben zwei europäische Staatsangehörigkeiten usw. usf.

Das vereinte Europa besteht also bereits in der Wirklichkeit, es bedarf nur noch einiger offizieller weiterer Schritte, wie der Überwindung der nationalen Souveränität, die sicherlich ein großes Hindernis sein wird (früher oder später wird aber auch die Stunde für die nationale Souveränität schlagen). Wenn sich ein Reformationsprozess in Gang gesetzt hat, ist er unaufhaltsam, kann verlangsamt und erschwert, aber niemals gestoppt werden.

Aus diesem Gedankenkomplex heraus entsteht aber eine neue philosophische Frage, die ohne Antwort zu bleiben scheint: Was wird aus den nicht-europäischen Völkern und Kulturen? Besteht bei einer solchen philosophischen Vision das Risiko, eurozentrisch zu sein und den Blick auf die ganze Menschheit zu verlieren?

Genau in diesem Bezug zeigt die philosophische Tradition ihre ganze Kraft und Energie, weil das europäische Volk, sobald es sich einmal seiner eigenen Identität als Volk bewusst geworden ist, auch gleichzeitig darüber bewusst wird, dass diese Identität auf Vernunft, Geist und Denken gegründet ist, sodass sich hierdurch automatisch auch die Tür zu allen anderen Menschen öffnet. Das, was identisch ist, ist also der Mensch als solcher, da er trotz der verschiedenen Traditionen, Kulturen, Religionen, Sprachen usw. am Ende doch etwas gemeinsam hat, was sein Wesen ist, und zwar die Vernunft. Die Unterschiede sind also unwesentlich, aber die Identität betrifft das Wesen des Menschseins über Europa hinaus Richtung Weltgemeinschaft.

Sich als ‚Europäer bewusst zu sein‘ wandelt sich unmittelbar in sich als ‚Weltbürger bewusst zu sein‘, das Herz öffnet sich zum dankbaren Empfang der schönen Unterschiede der Kulturen, die die Welt bunt und reizvoll machen, da ihr die Identität des Vernunftwesens zugrunde liegt.

Somit schlägt sich der Begriff ‚Europäische Identität‘ automatisch in ‚Weltbürgerliche Identität‘ nieder, was die Ausweitung des Friedens von einer innereuropäischen Angelegenheit zu einer weltpolitischen Angelegenheit mit sich bringt. Europa gilt danach als Friedensmuster, da, wenn es die Europäer dank der Philosophie und der Vernunft geschafft haben, den kriegerischen Zustand in einen friedlichen umzuschlagen, dies wohl auch alle andere Länder der Welt schaffen können.

Es entsteht somit die Mission, die die ‚Philosophische Republik Europas‘ übernehmen kann und soll: den Friedensprozess über ihre Grenze hinaus auszuweiten. Als große Macht, die sie sicherlich sein wird, wird die ‚Philosophische Republik Europas‘ diese Aufgabe mit Sicherheit übernehmen und mit Erfolg zu Ende bringen können.

Europäer zu sein bedeutet also Weltbürger zu sein: Scheint diese Aufgabe eine zu große und schwierige zu sein? Wir sollten nicht an unseren eigenen Kräften zweifeln und glauben, dass wir damit alleine stehen und die Aufgabe für uns zu groß oder schwierig sei. Die Klassiker der Philosophie geben uns Unterstützung, sie haben sich mit diesen Themen sehr tiefgehend auseinandergesetzt. Immanuel Kant hat z.B. schon 1795 ein Buch mit dem Titel veröffentlicht ‚Zum ewigen Frieden‘, in dem er genau die Grundlinien einer philosophischen Weltrepublik skizziert. Aber auch Platons Überlegungen über die Fähigkeit der Philosophie, Gerechtigkeit im Staat zu garantieren, sind dabei sehr wichtig und aufschlussreich. Natürlich dürfen wir nicht glauben, dass einzig die Übernahme dieser Gedanken und Anwendung auf unsere Gesellschaft genügt, da sie einer anderen Zeit entstammen. Jedoch behandeln diese Gedanken sehr tiefe und logische Problem, die zeitlos sind, weil der Frieden immer eine Herausforderung darstellt, wo  Menschen zusammenleben. Wir müssen also zunächst die Tiefe dieser Gedanken ergründen, indem wir uns mit den Autoren beschäftigen, um anschließend einen eigenen Weg zu finden, der in unserer Zeit gangbar ist. Genau dies ist, was ich in meinem Buch gemacht habe und in den Seminaren darstellen und diskutieren werde.

In ‚Gegen die Mode des Populismus‘, wie das erste Seminar heißt, werde ich zeigen, dass der Populismus sowie der Nationalismus keinen logischen Sinn haben, während nur eine europäische Mentalität, die einer weltbürgerlichen gleicht, Sinn macht.

In ‚Die Mode tötet die Wahrheit‘, so der Titel des zweiten Seminars, werde ich zeigen, wie sich die Wahrheit bei den klassischen Philosophen finden lässt, während zeitgenössische – oft hochgepriesene Autoren – unseren Durst nach tiefem und wahrem Denken nicht adäquat stillen können, obwohl sie ‚modisch‘ sind.

Ich habe mich über viele Jahre meiner Jugendzeit hinweg mit den nicht immer einfachen Klassikern der Philosophie beschäftigt und versuche nun in meinen Veröffentlichungen sowie in meinem Unterricht das Wissen, das ich dadurch erlangen konnte, weiterzuvermitteln. Dies mache ich aus der inneren Überzeugung heraus, dass allein die Philosophie es uns ermöglichen kann, das Licht zu sehen, das am Ende des Tunnels doch scheint.

(Dr. Marco de Angelis)