Die zweiten Sitzungen beider Philosophieseminare fürs Leuphana-Semester haben ein Zeichen gesetzt!

Es ist heutzutage eine weitverbreitete Meinung, dass es keine objektive, absolute Wahrheit gibt.  Daraus resultieren zwei Denk- und Lebenseinstellungen, Skeptizismus und Relativismus, die sich dann besonders in der  Ethik bemerkbar machen und verheerende Folgen haben. Wenn es keine objektive Wahrheit gibt, dann gibt es auch keine objektiven, allgemeingeltenden Werte.

Das ist aber für die menschliche Gesellschaft fatal. Ein Minimum an Konsens über die Werte, wie etwa Respekt, Freiheit, Demokratie usw., ohne die selbst das Zusammenleben der Menschen unmöglich ist, ist in der Tat in jeder Gesellschaft absolut nötig.

Ohne allgemeingeltende Werte würde es auch keine Menschenrechte geben wie auch keine Orientierung im Leben, die für alle gelten kann.

In dieser Sitzung haben wir damit begonnen, die theoretischen und praktischen Gründe für die Objektivität und Absolutheit der Wahrheit zu erläutern. Es handelt sich um die von uns entwickelte Theorie des ‚ich verstehe‘. Diese ist in den Lektionen 4-6 des Buches Philosophie für alle behandelt.

Diese Theorie wird vor allem durch eine Umkehrung des Blickpunktes gekennzeichnet, aus dem wir die Objektivität bzw. die Welt betrachten. Das alltägliche Leben wie auch die obenerwähnten philosophischen Auffassungen des Skeptizismus und des Relativismus verbergen einen ‚dualistischen‘ Standpunkt. Damit ist gemeint, dass der Mensch, das Subjekt, sich von der Natur, vom Objekt, völlig unterschieden ansieht und die Natur als etwas ‚Fremdes‘ ansieht, etwas das außen ihm gegenüber ist. Subjekt und Objekt stehen sich aus der Perspektive dieses Blickpunktes  gegenüber, das Subjekt betrachtet die Welt als etwas, das vor ihm steht.

Aus dieser Perspektive heraus entwickelt sich die Problematik der Wahrheit, d.h. einer korrekten Korrespondenz zwischen dem, was das Subjekt vom Objekt weiß, und dem, was das Objekt an sich ist. Der letzte große, weltberühmte Philosoph, der diese Problematik besonders intensiv behandelt, hat, ist Immanuel Kant gewesen. Sein Hauptwerk Die Kritik der reinen Vernunft  ist genau aus diesem Blickpunkt heraus verfasst worden.

Die Trennung von Subjekt und Objekt, Geist und Materie, Mensch und Natur hat auch gravierende Folgen in der Ethik. Die verheerendste ist die Spaltung des Menschen in Seele und Körper, so dass die Sinnlichkeit, die Gefühle, die Leidenschaften und im Allgemeinen alles, was im menschlichen Körper seinen Ursprung hat,  als etwas Negatives, als Sünde betrachtet wird. Die christliche Religion und die monotheistischen Religionen überhaupt vertreten z.B. Moraltheorien, die das Glück des Menschen nicht in diesem materiellen Leben auf Erden, sondern in einem völlig spirituellen Leben im Jenseits ansehen.

Allen diesen Theorien, die unser Alltag nicht nur in der Vergangenheit bestimmt haben, sondern noch heute die Lebensweise von Millionen von Menschen prägen, liegt eben eine dualistische Vision des Verhältnis zwischen Subjekt und Objekt zugrunde.

Dagegen hat sich in der Vergangenheit die gegensätzliche Auffassung gestellt, die des ‚Monismus‘. Während Dualismus kommt aus dem Lateinischen ‚duo‘, also zwei, das Wort ‚Monismus‘ kommt aus dem altgriechischen ‚Monos‘, d.h. ‚eins‘.

Dieser Auffassung nach sind Subjekt und Objekt eine untrennbare Einheit, sie sind ein einziges Ding, das zwei verschiedene Aspekte hat, ein materielles – die Natur als Materie und ‚Außenwelt‘ – sowie ein geistiges, der Mensch als Seele und ‚Innenwelt‘. Die ‚Innenwelt‘ unserer Seele ist aber gleichzeitig Teil der Außenwelt, die sie wiederspiegelt und zu erkennen versucht. Die Außenwelt ist, sozusagen, der Behälter, in dem die seelische Innenwelt lebt und tätig ist.

Das, was auf der Welt also richtig existiert, ist also das ‚Monos‘, das die Philosophen dieser Denkrichtung verschieden formuliert haben (z.B. der griechisch Parmenides im vierten Jahrhundert v. C. als ‚das Seiende‘, Spinoza im siebzehnten Jahrhundert als ‚die Substanz‘ von allem, Hegel im neunzehnten Jahrhundert als ‚das Absolute‘ usw.). Das Monos ist das Ganze, wovon Geist und Materie, Mensch und Natur die zwei Hauptteile darstellen.

Die Ergebnisse der Naturwissenschaften, z.B. die Evolutionstheorie, beweisen heutzutage die Richtigkeit einer solchen monistischen Weltauffassung.

Aus diesem ganzheitlichen Standpunkt heraus lässt sich sowohl die erkenntnistheoretische Problematik der Wahrheit als auch die ethische Problematik des Verhältnisses zwischen Körper und Seele im Menschen einfach lösen. Da die Menschen ein Teil der Natur sind, insbesondere derer selbstbewusstes und freies Teil, sind sie ihr total angepasst und deshalb fähig, mit der Natur zu kommunizieren, sie zu verstehen, also die Wahrheit zu erkennen. Die Menschen sind also wahrheitsfähig, genauso wie sie gehfähig, sprachfähig usw. sind. Was die Ethik betrifft, sind die Hauptinstinkte, die den Menschen zu Handlungen bewegen, in sich ‚gut‘, da sie in der Natur verankert sind und zu einem glücklichen Leben auf dieser Erde, nicht erst im Jenseits, führen können.

Diesbezüglich lässt es sich noch viel mehr sagen, was wir im Unterricht auch gesagt haben und sowohl in den entsprechenden Audioaufnahmen zu hören ist als auch in den Lektionen 4-6 des Buches Philosophie für alle, wo alles dargestellt und begründet wird, gelesen werden kann (siehe die Rubrik Lehre-Menschenrechte bzw. Lehre-Lebensorientierung dieser Website für die Texte und die Audioaufnahmen).

Nachforschungszweige sind in diesem Bezug folgende Begriffe und Themen:

Erkenntnis
Wahrheit
Subjekt-Objekt Problematik
Körper-Seele Problematik
Relativismus
Skeptizismus
Dualismus
Monismus
Die Philosophen, die erwähnt worden sind (Parmenides, Spinoza, Kant, Hegel)

Am Montag, den 21. November, gehen beide Seminare weiter. Es wird die Begründung der Richtigkeit einer monistischen Welt- und Menschenauffassung abgeschlossen sowie die Schlüsse für die entsprechende Menschenauffassung gezogen. Danach werden sich dann ab der 4. Sitzung die Seminare auf verschiedenen Schienen weiterentwickeln: Das eine wird eher die politische Theorie des Staates und der Menschenrechte behandeln, während das andere sich vornehmlich mit der Theorie einer glücklichen Lebensführung beschäftigen wird. Da es aber keine glückliche Lebensführung in einem ungerechten Staat geben kann, werden sich auch in den folgenden Sitzungen die Themen beider Seminare unausweichlich kreuzen sowie sich aufeinander beziehen.

(Dr. Marco de Angelis)

Erfolgreicher Start beider Philosophieseminare fürs Leuphana-Semester

Am 24.10. haben beide Seminare von Herrn Dr. Marco de Angelis (Phileuropa Zentrum) in Lüneburg begonnen. Bei den zwei Seminaren, insbesondere bei dem Seminar über Philosophie als Lebensorientierung, gab es sehr viele interessierte Teilnehmer.

Die ersten 2-3 Sitzung beider Seminare sind ähnlich, d.h. es wird darin die Welt- und Menschenauffassung präsentiert, wie aus den wichtigsten philosophischen Theorien abzuleiten ist und heute als noch gültig und ‚letztbegründet‘ gehalten werden kann.

(Forschungshinweis: Begriff ‚Letztbegründung‘).

Es handelt sich um die Auffassung, die den Inhalt des Buches Philosophie für alle (1.0)  Manifest für die philosophische Identität des europäischen Volkes bildet. Das Buch ist im Druck und wird in Deutschland um den 15. November in Handel zu erwerben sein (Preis 10 Euro).

In der ersten Sitzung sind die Inhalte der Kapitel (im Buch: Lektionen) 1 bis 3 behandelt worden. Darin wird den Begriff der Philosophie als ‚Wissenschaft der Weisheit‘ nach Kant definiert (Lektion 1), das Verhältnis der Philosophie zu Religion und Einzelwissenschaften erläutert (Lektion 2) und  schließlich die Identität zwischen Philosophie und Idealismus nach Hegel dargestellt und begründet (Lektion 3).

(Forschungshinweise: Kant über Weisheit und Begriff ‚Philosophie als Weisheit im allgemeinen; Hegel über Identität von Philosophie und Idealismus).

Dadurch hat man schon einen sehr großen Schritt in Richtung Verständnis der Menschenrechte (1. Seminar)  bzw. der Lebensorientierung (2. Seminar) getan, da diese ersten 3 Lektionen des Buches Voraussetzung für die Theorie der objektiven, wissenschaftlichen Wahrheitsfähigkeit des Menschen und der Philosophie sind.

In der Tat ist es  absolut notwendig, in erster Linie diese grundlegende  Wahrheit zu begründen, dass die Philosophie eine echte Wissenschaft ist und als solche die Wahrheit in der Ethik und in der Politik begreifen kann, da nur auf dieser festen und sicheren Grundlage die darauffolgende Begründung von objektiven, absolut geltenden Menschenrechten bzw. von einer echt glückbringenden Lebensführung möglich ist.

Wie könnten wir in der Tat von Menschenrechten und von einer glückbringenden Lebensführung reden, wenn die Philosophie überhaupt nicht in der Lage wäre, zu wissenschaftlich und vernünftig begründeten Schlüssen zu führen?

Die Studierenden haben ein reges Interesse für die behandelte Problematik gezeigt, viele wichtigen und interessanten Fragen gestellt, und dadurch sehr geholfen, die vier Stunden Seminars lebhaft zu gestalten. Am Ende waren wir alle müde aber auch sicher davon bewusst, die Zeit sinnvoll genutzt zu haben.

Am kommenden Montag den 7.11. geht es mit der 2. Sitzung beider Seminare weiter. Die Thematik wird immer spannender und die Diskussion mit den Studierenden mit Sicherheit auch. Wir nähern uns langsam aber sicher zur Theorie der objektiven Wahrheit der Philosophie.

Den Studierenden stehen sowohl die Audioaufnahmen als auch die Textvorlage beider Sitzungen zu Verfügung. Sie können per Mail an die Adresse marco.deangelis@leuphana.de  angefordert bzw. vor dem Seminar aufs Stick kopiert werden. Die im Seminar gelesenen Quellentexte sind schon über myStudy geschickt worden. Diese sollen bei jeder Sitzung von den Studierenden mitgenommen werden.

Wir wünschen allen Teilnehmern eine spannende 2. Sitzung!