Am 13.4.2016 hat die erste Sitzung des Seminars „Die philosophische Identität Europas“ stattgefunden. Das Seminar ist eine offizielle Veranstaltung des Komplementärstudiums der Leuphana Universität Lüneburg, wird bis zum 7 Juli dauern und an jedem zweiten Mittwoch von 10.15 Uhr bis 13.45 Uhr stattfinden (für den Seminarplan hier klicken, sich als Gast anmelden und nach dem Titel des Seminars suchen). Etwa 20 Teilnehmer waren anwesend, davon waren 2 Gasthörer. Das Seminar ist in der Tat für alle offen, die sich für diese Thematik interessieren.
Ziel des Seminars ist zu zeigen, dass es eine „europäische Ethik“ gibt, die das Ergebnis der Geschichte der europäischen Philosophie ist und die Grundwerte des neu entstehenden europäischen Volks bilden soll. Diese „europäische Ethik“ findet ihren höchsten Ausdruck vornehmlich in den Philosophien von Kant und Hegel.
Die europäische, entstehende Gesellschaft ist in der Tat nicht ohne Werte, sondern verfügt dank der jahrtausendlangen Arbeit der Philosophen über eine ausgefeilte Theorie, worauf sich die Weltauffassung des neuen Volkes gründen kann und soll. Es wird gezeigt, welche die Werte der „europäischen Ethik“ sind und wie diese höchst logisch-wissenschaftlich begründet werden können. Auf diesen Werten soll sich die Identität des europäischen Volkes stützen. Diese Ethik identifiziert das europäische Volk und bestimmt es, als das erste richtig philosophische Volk der Geschichte.
Es entsteht in der Tat allmählich in Europa ein neues Volk, eben die Europäer. Welche ist die Identität dieses Volkes? Eine solche Identität besteht aus der philosophischen Tradition, die sich, von Griechenland ausgehend, über alle europäische Staaten entwickelte und in den philosophischen Systemen von Kant bis Hegel ihren Abschluss gefunden hat. Wir sind heute noch damit beschäftigt, den wirklichen tiefen Sinn dieser Philosophien zu verstehen. Sie haben die Philosophie als „Vernunftreligion“ eines wirklich freien Volkes verkündet und begründet. Dieses Volk soll das europäische Volk sein, das sich von der Glaubensreligion allmählich befreit hat und nun für eine Vernunftreligion, also für die Philosophie, bereit ist.
Die philosophischen Systeme von Kant und insbesondere Hegel sollen selbstverständlich populär gemacht werden, also in einer verständlichen und nicht akademischen Sprache unter dem Volk verbreitet werden. Das ist heute die wichtigste Aufgabe der Philosophie, dem entstehenden europäischen Volk die Lebensorientierung zu geben, die aus seiner philosophischen Geschichte hervorgeht.
Alle weitere Informationen über das Seminar wird in der Sektion Lehre dieser Website veröffentlicht, zum Beispiel die Materialien jeder Sitzung, also den Haupttext, die Audio-Aufnahmen des Vortrages sowie der anschließenden Debatte und auch die Quellentexte.
Grundlage des Seminars ist die Veröffentlichung „Philosophie für Alle. Manifest für die philosophische Identität Europas“, die im Juni erscheinen wird.
Es ist noch zu ergänzen, dass das Seminar genau nach dem gleichen Muster stattfindet wie in Urbino, Italien (hier klicken). Alles entwickelt sich also parallel, die Philosophie als neue Vernunftreligion wird in Italien, Heimatland des Katholizismus, sowie in Deutschland, Heimatland des Protestantismus unterrichtet.
Das ist allerdings nicht ohne philosophischen Hintergrund. Karl Rosenkranz, Schüler und Biograph von Hegel, in Bezug auf Hegels erste Ethik, (System er Sittlichkeit, 1802-03) und deren sogenannten „Fortsetzung“ (etwa 1805) hat uns in der Tat darüber unterrichtet, dass:
„Obwohl nun Hegel damals, wie aus den vorstehenden Mittheilungen zur Genüge hervorgeht, den Protestantismus für eine eben so endliche Form des Christenthums hielt, als den Katholizismus, so ging er deswegen doch nicht, wie Viele seiner Zeitgenossen, zum Katholizismus über, sondern glaubte, daß aus dem Christenthum durch die Vermittelung der Philosophie eine dritte Form der Religion sich hervorbilden werde.“
(G.W.F. Hegel, Gesammelte Werke, Hamburg 1998, Bd. 5, S. 464).
Die philosophische Aktivität von PHILEUROPA hat die Grundabsicht, diesen Leitgedanken Hegels umzusetzen, in der begründeten Annahme, dass Hegel damals, Kant folgend, als philosophische Avantgarde das im Gedanken erfasst hat, was heutzutage in Europa und wahrscheinlich auf der ganzen Welt an der Tagesordnung steht, d.h. die Erarbeitung einer auf Vernunft basierten Auffassung einiger gemeinsamen, ethischen Grundwerte.